«Bei einer, vor einigen Jahren bei der Kunst-Biennale in Venedig gezeigten Installationen musste ich einen dunklen Raum betreten und mich vor einem teildurchlässigen Spiegel aufstellen. Nach wenigen Sekunden wurde auf der anderen Seite eine Gestalt sichtbar, die langsam Konturen gewann und auf mich zukam. Eine Frau. Als sie (oder vielmehr ihr Abbild) auf gleicher Höhe unmittelbar vor mir stand, legte sie ihre Handfläche an die Scheibe und bedeutete mir, das Gleiche zu tun. Auge in Auge standen wir da, wortlos, und blickten die andere an.
Allmählich verschwamm die Gestalt, wurde kleiner und verschwand schliesslich ganz. Eine weitere Frau erschien. Wir wiederholten die Geste des Aneinanderlegens unserer Handflächen und blickten einander in die Augen. Das wiederholte sich etliche Male. Jede Frau war anders, was das Alter, die Figur, die Hautfarbe, die Kleidung anging. Es war wirklich ein aussergewöhnliches Erlebnis - diese Intimität mit einer Fremden. Wortlos und wissend. Ohne Vorbehalte, eins zu eins."
Toni Morrison, Configurations of Blackness, in: Toni Morrison, "The Origin of Others", Harvard University Press 2017, S. 65-74, S. 73-74.
Zitiert nach der deutschen Übersetzung:
Toni Morrison, Was bedeutet 'schwarz'?, in: Toni Morrison, "Die Herkunft der anderen. Über Rasse, Rassismus und Literatur", Rowohlt Verlag 2018, S. 61-76, S. 76.
Die Kapelle San Bastiaun ist zusammen mit Avrona einer der beiden Orte des zweiteiligen Projekts JENTA.
Die Kapelle San Bastiaun bietet die Möglichkeit, einer hölzernen und farbig gefassten Figur aus der Zeit um 1450 zu begegnen, die aus Privatbesitz in der Surselva stammt. Ihre Biografie wird durch die Präsenz in Zuoz um ein Kapitel erweitert.
Die Darstellung einer «Madonna mit Kind» wurde von Pfarrer Giusep Quinter, der zuletzt Dompfarrer an der Kathedrale in Chur gewesen ist, 1995 erworben. Ausschlaggebend war ein Inserat, das am 13.04.1995 in der Schweizer Kirchenzeitung veröffentlicht wurde.
Nach dem Tod der Tante von Ursula Brändli-Capaul, welche ihren Bruder beerbt hatte, kam die „Madonna mit Kind“ durch
ihr testamentarisches Vermächtnis in den Besitz der Erbengemeinschaft Brändli. Der Transport in die Werkstatt von Ivano Rampa in Almens und von dort aus über den Albula-Pass nach Zuoz, war die erste Reise der Figur nach über zwanzig Jahren.